Protest
Premiere
Daedalus Company
»Protest«
von Václav Havel / aus der Vanek-Trilogie
Mittwoch, 16.01.13 20.00 Eur 15/11
Donnerstag, 17.01.13 20.00 Eur 15/11
Freitag, 18.01.13 20.00 Eur 15/11
Samstag, 19.01.13 20.00 Eur 15/11
Die Daedalus Company bringt bei uns im Januar als neue Theaterproduktion das Stück »Protest« von Václav Havel heraus. Das Stück ist ein Teil der »Vanek-Trilogie. Audienz, Vernissage, Protest«, drei tragikomische Einakter, die von Havels eigenem Erleben geprägt sind. Die Figur Vanek ist hierbei das Alter Ego Václav Havel. Die Uraufführung des Teiles »Protest« fand am 17.11.1979 im Burgtheater Wien (Akademie Theater) unter der Regie von Leopold Lindtberg statt. Die Daedalus Company plant im Jahr 2013 die Trilogie zu vervollständigen durch die kombinierte Aufführung der beiden anderen Teile »Audienz / Vernissage«. »Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann, was er will, sondern, dass er nicht tun muss, was er nicht will.« (Jean-Jacques Rousseau)
Vanek wird von seinem Schriftstellerkollegen Stanek zu Hilfe gerufen, als dessen zukünftiger Schwiegersohn, ein oppositioneller Liedermacher, verhaftet wird. Vanek, ohnehin 'Profi der Solidarität', soll eine Protestresolution verfassen, Unterschriften sammeln und damit im Ausland Aufsehen erregen. So hofft Stanek, seiner schwangeren Tochter den Mann zurückzugeben, ohne die eigene bürgerliche Existenz zu gefährden. (Rowohlt Verlag) Die Hauptfigur Vanek ist ein leiser unaufdringlicher Held, der seine Mitmenschen auch in ihrer Verbiegung akzeptiert und im Grunde für sich das Selbe vergeblich erhofft. Gerade weil Havel durch Beschreibung und nicht Anklage die Zustände offen legt zeigt sich die Deformation, die Selbstzensur und vorauseilender Gehorsam bei Menschen und deren Gesellschaft anrichtet. Dem 'Sehenden' bleibt in einer solchen Situation oft nur Isolation, Flucht oder Wahnsinn. Es geht um die Veröffentlichung und Unterschreibung einer Resolution zur Freilassung einer politisch verhafteten Person in einem totalitären System und der Frage, wie schafft es eine dem Verhafteten nahe stehende Person, sich dem Druck zu entziehen und zeitgleich keine Zweifel über die Richtigkeit des Systems aufkommen zu lassen. Ein Dilemma. Die Figur Stanek verwendet als Mittel die Sprache nach dem Motto, ich rede alles dort hin, wo ich es brauche. Mit seinen argumentativen Ausführungen überdeckt er, dass er letzten Endes ein vorrangig persönliches Interesse hat, die Resolution nicht zu unterschreiben, nämlich seine eigene bürgerliche Existenz nicht zu gefährden.
Das Stück von Havel ist obwohl in den 70er Jahren in der Tschechoslowakei geschrieben hoch aktuell, da es Kommunikationsmechanismen aufdeckt, die gerade heute in Politik und Gesellschaft sehr ausgefeilt zu Tage treten, z.B. die Kommunikation zum Thema "Stuttgart 21". Stanek als Figur im Stück schafft es nur durch Worte eine Situation umzudeuten und daraus als Gewinner hervorzugehen. Es geht in dem Stück um das Verbiegen der Realität durch Worte, eine Umdeutung der Situation zum eigenen Vorteil. Fakten werden vorenthalten, Vermutungen zur Gewissheit erklärt und Subjektivität umgedeutet zur Objektivität. Dass das Stück in einem totalitären Staat spielt, verdeutlicht die Mechanismen besonders stark und macht es für uns heute so wertvoll. Der Monolog des Stanek, der es schafft sich aus einer absolut ausweglosen Situation "herauszuquatschen", wäre ein tolles Lehrstück in heutigen Kommunikationsseminaren.
Mit: Jan Stanek - Michael Günther, Ferdinand Vanek-Christoph Stein
Regie: Regina Busch
Ausstattung: Britta Yook
Sound/ Fotos: Frank Marheineke
Licht: Jan Hartmann
Dramaturgie: Lynnette Polcyn
Regieassistenz: Christoph Goy, Cecilia Ward