Lampedusa
Daedalus Company
»Lampedusa«
von Henning Mankell
Mittwoch, 14.5.14 20.00 Eur 16/11
Donnerstag, 15.5.14 20.00 Eur 16/11
Freitag, 16.5.14 20.00 Eur 16/11
Samstag, 17.5.14 20.00 Eur 16/11
Achtung: Im Anschluss an die Vorstellung am Freitag ca. 21:30 Diskussion zu 'Grenz'-Erfahrungen Migration
Henning Mankells »Lampedusa« ist bereits die achte Produktion der Daedalus Company bei uns.
Es ist ein Stück über Ursache und Wirkung von Vorurteilen über Ängste und Klischees. Das Drama wurde 2006 im Taastrup Teater bei Kopenhagen in Dänemark uraufgeführt und hatte im Mai 2007 bei den Ruhrfestspielen in Recklinghausen seine Deutsche Erstaufführung.
»Die größten Gegensätze, die es heute gibt, liegen zwischen dem, was die Menschen denken, und zwischen dem, was sie sagen. Dort sind die Mauern. Dort sind die Elektrozäune.« (Titania aus dem Stück "Lampedusa")
Anna ist eine junge schwedische Fernsehmoderatorin und hat ihre eigene Sendung, einen Polittalk. Sie hat Titania eingeladen, eine hoch gebildete und nicht-schwarze Muslima aus Sambia, die jetzt in Schweden lebt. Ihre Familie flüchtete in den 70'er Jahren vor Idi Amins Rassismus im benachbarten Uganda, der in seiner Bevölkerung Menschen wie sie gnadenlos ermorden ließ. Titania erweist sich für Anna jedoch als schwierige Kandidatin. Ihre Vorurteile gegenüber Titania sind nicht zu halten und das Bemühen um gegenseitige Anerkennung spitzt die Situation zu. Außerdem hat Titania einen eigenen starken Beweggrund sich in dieser Sendung zu präsentieren, von dem Anna noch nichts weiß...
»Ich frage mich manchmal: Wo ist das Zentrum Europas? Manche sagen, es liegt in Paris wegen der Künste, andere nennen London wegen der Wirtschaft. Ich aber glaube, das symbolische Zentrum Europas ist dieser Tage Lampedusa. Weil sich auf dieser kleinen Insel entscheidet, welche Art von Europa wir haben wollen. Was dort passiert, ist noch nicht das Ende. Und es ist auch nicht nur ein Problem Italiens. Es betrifft uns alle, aber Europa geht mit dieser Herausforderung der Migration nicht sehr gut um. In Lampedusa sind die Türen nicht nur geschlossen, es ist rund um sie auch noch ein hoher Zaun gespannt. Warum bauen wir nicht eine symbolische Brücke von Nordafrika nach Gibraltar? Damit könnten wir die Probleme von Lampedusa lösen. Vielleicht verstehen wir eines Tages, dass Brücken wichtiger sind als Zäune.«(Henning Mankell, 2011)
Henning Mankell arbeitet seit 1968 sehr erfolgreich als Autor und Theaterregisseur in Schweden und seit 1985 auch in Maputo, Mosambik. Er erhielt für sein literarisches Werk und sein Engagement in Afrika zahlreiche Auszeichnungen und Preise. Er verbringt mehr als die Hälfte des Jahres in seiner Wahlheimat Maputo, Mosambik, wo er 1985 ein Theater mit begründete.
Zur Premiere schrieb Judith von Sternburg in der FR: »Überhaupt dokumentiert auch Mankells 'Lampedusa' seinen schwer trüglichen Sinn für Themen und Konstellationen. Das Stück lebt davon, dass die Figuren von Klischees zu strotzen scheinen, dem Zuschauer aber vor Augen führen, wie er selbst es ist, der ja permanent Vorurteile produziert. Die schwedische Talkmasterin, die in ihre Show eingeladene sambische Migrantin und selbst der doofe Kollege sind am Ende eben genau keine wandelnden Klischees. .....Das Vergnügen daran, eine Geschichte zu erzählen, deren Konsistenz bei aller Spannung doch zu hinterfragen wäre, dominiert hier alles. Man sieht Mirjam Tertilt als schön lange undurchschaubaren Talk-Gast, Birte Hebold als hibbelige Moderatorin, Pedro Stirner als bunten Hund. Johanne Schröder (Ausstattung), Laura Robert (szenische Grafik), Frank Marheineke (Klang) sorgen für Ambiente, das freilich wenig zur Sache tut, in der es allein um Spannungsmomente geht. Man kann wieder darüber staunen und nachdenken, dass sich in der Freien Szene der Bedarf nach geerdetem Erzählen bisweilen stärker Bahn bricht als im Stadttheater.« (29.4.14)
Am Freitag, den 16. Mai lädt die Daedalus Company zusammen mit dem Entwicklungspolitischen Netzwerk Hessen (EPN) im Anschluss an die Vorstellung zu einer Podiumsdiskussion ein über 'Grenz'-Erfahrungen Migration. Aktive aus verschiedenen Organisationen diskutieren mit dem Publikum über Ausgrenzung und Mehrfachdiskriminierung mit dem Fokus auf Migration. Die Regisseurin Regina Busch gibt zudem um 19.15 eine Einführung zu Stück und Autor.
Mit: Birte Hebold (Anna), Mirjam Tertilt (Titania), Pedro Stirner (Anders Persson)
Regie: Regina Busch
Ausstattung: Johanne Schröder
Szenische Grafik: Laura Robert
Sound: Frank Marheineke
Licht: Jan Hartmann
Dramaturgie: Lynnette Polcyn
Fotos: Frank Marheineke