Die Musik Johnny Dyanis
Kultur im Ghetto
»Die Musik Johnny Dyanis«
Jazz gegen Apartheid - zwischen Heimkehr und Exil
Montag, 24.11.14 20.00 Eur 15/12
Jazz gegen Apartheid ist ein geschichtlich herausragendes Musikprojekt, das 1985-1986 mit dem Exilmusiker Johnny Dyani in Frankfurt geschaffen wurde. Die Musik dieses 1986 verstorbenen Komponisten, Bandleaders, Bassisten ist grandiose Kunst, zugleich die Geschichte des leidenschaftlichen Kampfes gegen die Apartheid, die Biographie eines Lebens im Exil und lückenlose Dokumentation von 25 Jahren Exilgeschichte.
Frankfurt war ein Ort der Anti-Apartheid-Bewegung. Früchteboykott, Menschenteppiche vor den Großbanken, Kirchentag gegen Apartheid in Frankfurt, Einfluss auf deutsche Firmen am Kap durch die IG Metall und nicht zuletzt die Entstehung des Projektes Jazz gegen Apartheid mit Johnny Dyani sind untrennbar mit Frankfurt verbunden.
Dann die Wende am Kap: Ende der Apartheid. Für die Überlebenden im Exil die Frage "Heimkehr oder Exil?". Das "neue" Südafrika interessiert nicht, welch grandiose Ideen im Exil exploriert wurden. Bürgerrechte, Bildung und Gesundheit liegen auch 20 Jahre nach der Wende darnieder, "one of the most unequal societies on Earth" (TheGuardian).
Das Projekt Jazz gegen Apartheid versammelt Persönlichkeiten, die um den genialischen Elan und die Phantasie der Musik aus dem Exil wissen (und die an der Weiterentwicklung dieses Exil-Projektes nach der Wende arbeiten). John Tchicai war daher oft Gast bei dem Projekt »Jazz gegen Apartheid - Zwischen Heimkehr und Exil« in Frankfurt am Main und würdigte das Werk Dyanis in zahlreichen Konzerten, Workshops und Symposien. In Frankfurt entstand die Pflege eines kulturellen Erbes, das im Südafrika der Apartheid diskriminiert und nach der Wende ignoriert wurde. Seit 1986 teilten sich John Tchicai, Makaya Ntshoko und Harry Beckett die musikalische Leitung dieses Projekts. Frankfurt am Main war - nach Kopenhagen und New York - ein wichtiger Wirkungsort John Tchicais.
Die Faz schrieb zum Memorial-Konzert für John Tchicai im Dezember 2012 bei uns:»...voller Elan, Phantasie, schräger Improvisationslust und randvoll mit Emotionen. Wer wünscht sich auch sterile Perfektion, wenn man solche Energien spürt wie bei dem südafrikanischen Trompeter Claude Deppa, der die schön einfachen Melodien in den Kompositionen seines verstorbenen Landsmanns Johnny Dyani - "U.D.F.", "Does Your Father Know" oder "Song for Biko" - mit herausgeschleuderten Improvisationen in der Luft zerfetzt, dass man fast in Deckung gehen muss, um nicht von der Wucht dieser Klangwellen erdrückt zu werden. Oder die Saxophoneskapaden des Free-Jazz-Berserkers Tobias Delius, der seine eckigen Phrasen aus allen Gliedmaßen seines zuckenden Körpers hervorzukramen scheint... Es war ein rauschendes Free-Jazz-Fest, zu dem auch der schonungslos virtuose Vibraphonist Christopher Dell, der trotz aller freien Phrasierung stets gut organisiert wirkende Tenorsaxophonist Daniel Guggenheim, ein den Kontrabass in seine klingenden Einzelteile zerlegender John Edwards und der fast schon Legendenstatus einnehmende Makaya Ntshoko am Schlagzeug ihr Gutteil beitrugen.« (FAZ 2012)
Mit: Makaya Ntshoko (dr) (Südafrika), Claude Deppa (tp) (Südafrika), John Edwards (b) (GB), Christopher Dell (vib) (D), Daniel Guggenheim (ts) (CH) und Janusz Stefanski (dr)
Foto: Wilfried Heckmann