Gallus Theater Programm: Daedalus Company mit Messer in Hennen

Banner

Messer in Hennen

Christoph Stein, Hendrik Pape, Mandy Müller 

Daedalus Company

»Messer in Hennen«

von David Harrower

Dienstag,   29.6.10 20.00 Eur 15/11
Mittwoch,   30.6.10 20.00 Eur 15/11
Donnerstag, 1.7.10 20.00 Eur 15/11

Ein Dorf irgendwo in Schottland, hier scheint die Welt noch in Ordnung. Es herrschen klare Regeln, alles geschieht im Glauben zu Gott, Aberglaube und Mystizismus sind fester Bestandteil des dörflichen Zusammenhalts. Kein Ort für Fragen, denn die Antworten stehen fest. Das Leben dient dem Überleben, Gefühle haben hier keinen Platz.

Pony-William, wie er von allen im Dorf genannt wird, pflügt die Felder. So ist es vorgesehen. Williams Hof liegt außerhalb des Dorfes und die Abgeschiedenheit teilt er mit seiner jungen Frau. Auch sie, die er nur »Frau« nennt, ist zufrieden. Es gibt jeden Tag zu Essen. Alles ist, wie es sein soll.

Eines Tages schickt William seine junge Frau zum Müller Gilbert an den Fluss, um Korn mahlen zu lassen. Für die Dorfgemeinschaft ist Gilbert der Andere, der Außenseiter, die Gefahr des Fremden. Und auch William bläut seiner Frau ein: »Was du brauchst, ist Hass. Auf ihn. Das ist es, was er erwartet. In jedem Knochen, den du im Leib hast. Hass. Ist so Brauch im Dorf.« Doch Hass wandelt sich in Faszination, über ihre Angst siegt die Neugier. Und das Schreiben, das sie vom Müller lernt, weist ihr den Weg in eine neue Welt: Ihr Wissensdurst wird zur Waffe gegen die eigene lähmende Schicksalsergebenheit

Der Autor David Harrower, 1966 in Edinburgh geboren, lebt in Glasgow und zählt zu den wichtigsten zeitgenössischen Dramatikern Schottlands. Gleich mit seinem ersten Stück Messer in Hennen (1995) wurde er international bekannt. Das Stück gewann zahlreiche Preise und wurde 1998 im Theater Heute als bestes ausländisches Stück veröffentlicht. Das Engagement um die neue Landverteilung in Schottland führte ihn zu intensiven Forschungen bis ins 18. Jahrhundert zurück und zur Arbeit an dem Stückprojekt »An Unwalked Land.« Aus einer Episode dieses noch unfertigen Stücks entstand »Messer in Hennen« (»Knives in Hens«), das Anfang 1995 am Traverse Theatre in Edinburgh uraufgeführt wurde. Die deutschsprachige Erstaufführung inszenierte Thomas Ostermeier, heute langjähriger Intendant der Schaubühne am Leniner Platz, im März 1997 an der Baracke des Deutschen Theater in Berlin.

Daedalus Company entwickelte sich aus der freien Plattform »Heiner Produktion«, einem Zusammenschluss Frankfurter Künstler. Ausgangspunkt war ihre gemeinsame theatermediale Produktion »I hired a Contract Killer«, die im November 2009 bei uns erfolgreich zur Aufführung kam.

»Das ewige Dorf und sein ewiger Jude treiben einen Erkenntnisprozeß an, der durch intensive Sprache, Gesten und eine beruhigende Optik vom Start weg fasziniert. Simple Bettlaken imaginieren eine geordnete Landschaft aus Feldern und Wegen wie aus dem Flugzeug. Doch die Idylle trügt: »Ich bin kein Feld«, lautet der erste Satz, »Das Dorf braucht einen Müller«, der - erstmal schmunzelnd vernommene-– letzte. Dazwischen liegen anderthalb aufregende Stunden.« (Strandgut 2010/06)

»David Harrower verwendet sehr poetische Worte, die er sehr kunstvoll setzt..."In dem Stück geht es um das Fremdsein, um Ausgrenzung und um die Chancen, das Fremdsein zu überwinden", sagt Regina Busch, Regisseurin des Stücks...ein politisches Thema, das an einem Ort wie Frankfurt mit seinen Einwohnern aus den verschiedensten Kulturen am richtigen Platz ist...Mit Lynette Polcyn (Dramaturgie), Niels Lanz (Sound), Jan Hartmann (Licht) und Britta Klos (Ausstattung) ist der Daedalus Company mit Messer in Hennen eine Inszenierung gelungen, die Spuren hinterlässt...« (FNP, Mittwoch 19.5.10)

»Daedalus ist neu, jung und hat was zu sagen. Nämlich, dass Theater relevant ist. Weil es polarisiert und provoziert, weil dort zwischen Bühne und Auditorium Energien ausgetauscht werden. Na, weil's eben Theater ist, weil es Sachen kann, die keine andere Kunst kann. Logisch. Die neue Company, entstanden just im Herbst 2009, zeigt nun ihre erste Produktion ...darin lernt eine junge Frau, dass die geschliffenen Strukturen von Inklusion und Ausgrenzung in ihren heimatlichen Highlands, von Hass als einzigem akzeptablen Gefühl nicht alles sind.« (FR, Mittwoch 19.5.10)

Regie: Regina Busch
Mit: Christoph Stein (Gilbert Horn), Mandy Müller (Junge Frau), Hendrik Pape (Pony-William)
Klangkunst: Niels Lanz
Ausstattung: Britta Kloß
Licht: Jan Hartmann
Dramaturgie: Lynnette Polcyn
Fotos: Denis Carbone

Christoph Stein, Mandy Müller Hendrik Pape, Christoph Stein, Mandy Müller Christoph Stein, Mandy Müller