Gallus Theater Programm: Ole Hübner / Leander Ripchinsky / Niels Wehr mit Revolutions per Minute

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Revolutions per Minute

Revolutions per Minute 

Premiere

Ole Hübner / Leander Ripchinsky / Niels Wehr

»Revolutions per Minute«

Musik- und Objekttheater

Freitag,  11.1.19, 20:00, Eur 16/12/8
Samstag,  12.1.19, 20:00, Eur 16/12/8
Dienstag, 15.1.19, 20:00, Eur 16/12/8

Ein Ventilator steht auf der Bühne. Er läuft. Luft. Unsichtbar. Wir hören den Motor. Wir hören das rauschende Drehen der Rotorblätter. Wir spüren einen winzigen Luftzug. Ein Ventilator als Protagonistin.

'Revolutions per Minute' stellt zwischen Einmaligkeit und Wiederholung unsere Wahrnehmungsfähigkeit auf die Probe: Was ist eigentlich Bewegung? Im Kontext unserer sozio-kulturellen und politischen Lebensräume verunsichert diese Form der szenischen Grundlagenforschung gewohnte Seh- und Hörerfahrungen. Was ist Veränderung? Was Revolution?

Die Produktion wird gefördert durch den Musikfonds e.V. mit Projektmitteln der Beauftragten der Bundesregieruing für Kultur und Medien und das Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main. Es ist eine Kooperation der QC.A,QN. Gbr mit dem Gallus Theater.

Künstlerinfos

Leander Ripchinsky, Niels Wehr und Ole Hübner lernten sich im Studium der Angewandten Theaterwissenschaft in Gießen kennen. Ole Hübner studierte zuvor Komposition in Hannover und Köln. Er ist als Komponist Neuer Musik tätig und erarbeitet seit mehreren Jahren Oper, Musiktheater und Theatermusik in diversen kollektiven Kontexten. Für seine Ensemblekomposition Drei Menschen, im Hintergrund Hochhäuser und Palmen und links das Meer wurde er mit dem 63. Kompositionspreis der Landeshauptstadt Stuttgart 2018 ausgezeichnet. Leander Ripchinsky studierte unter anderem Filmwissenschaft und Angewandte Theaterwissenschaft in Mainz und Gießen. Er erarbeitet in unterschiedlichen Konstellationen interdisziplinäre Performances, die situations- und publikumsspezifisch angelegt sind. Zuletzt zeigte er mit Liebe eine Sammlung von Solo-Performances am Künstlerhaus Mousonturm, die in Zusammenarbeit mit 50 unterschiedlichen Künstler*Innen entstand und den interaktiven Stadtrundgang Fallhöhe beim Implantieren Festival. Niels Wehr studierte Kunstgeschichte und Angewandte Theaterwissenschaft in Trier und Gießen. In seinen interdisziplinären Medienkunst- und Theaterprojekten bewegt sich Niels zwischen Performance, Choreografie und Videokunst. Dem in Leipzig Geborenen geht es um einen neuen Fokus auf die Form, eine Reaktualisierung der Rätselhaftigkeit, gerade und besonders in für Mitteleuropa womöglich schwerer werdenden Zeiten. Zuletzt war seine Livevideoinstallation ACCOMPAGNÉ PAR MOTEL ONE im Palais de la Porte Dorée in Paris zu sehen.
Als Performerinnen konnten zwei überaus umtriebige und vielseitig grenzüberschreitende Künstlerinnen gewonnen werden: Die in Frankfurt lebende Julia Mihály ist ausgebildete Opernsängerin und hat darüber hinaus als Komponistin, Performerin, Elektromusikerin, Klang- und Aktionskünstlerin ein unverwechselbares Profil ausgebildet. Sie unterrichtete an diversen Hochschulen in Deutschland und der Schweiz und zuletzt bei den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik 2018. Die Flötistin Sarah Heemann hat sich bereits früh auf zeitgenössische Musik spezialisiert und studiert derzeit an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main. Sie ist Co-Direktorin des Kölner Ensembles electronic ID, arbeitet als Solistin mit dem Studio MusikFabrik und dem European Workshop for Contemporary Music zusammen und spielt sämtliche Querflöten von Piccolo bis Subkontrabass.

Ausführlicher Text

In REVOLUTIONS PER MINUTE werden Objekte und Geräusche in choreografisch-kompositorische Versuchsanordnungen zusammengestellt. Sichtbare und hörbare Choreographien vermischen sich, ergänzen sich, sabotieren sich zunehmend und verunsichern unsere Wahrnehmungen. Komposition und Choreographie befragen sich gegenseitig nach ihrer Gattung, ihrem Material und ihren Möglichkeiten. Als szenische Grundlagenforschung nimmt sich diese Performance die menschliche und gesellschaftliche Wahrnehmung von Bewegung zum Forschungsobjekt. Was ist Bewegung und wie nehmen wir sie wahr? Was bewegt uns? Zwischen Einmaligkeit und Wiederholung stellen die Bewegungen des Ventilators auch unsere Vorstellung auf den Prüfstand: Wie verhalten sich die wahrgenommenen Bilder zu unserer Vorstellung? Wie gehen wir um mit der Begrenztheit unseres Bildrepertoires, aber auch des kulturell verfügbaren?
Mit ihrer immer wieder live entstehenden Komposition stellen sich die drei Künstler Leander Ripchinsky, Ole Hübner und Niels Wehr zugleich Fragen, wie unsere Erfahrung und Wahrnehmung von Bewegung und Stillstand auf unsere sozio-kulturellen und politischen Lebensräume wirkt. Damit verknüpft ist die gesamtgesellschaftliche Frage, was eigentlich Bewegung, Veränderung oder Revolution bedeutet. Nachdem das erste Sechstel des 21. Jahrhunderts abgespielt ist, wird augenscheinlich, das Fortschritt und kollektives Lernen nicht zwangsläufig linear verlaufen, sondern zu gewissen Graden immer wieder neu ausgehandelt werden müssen.

Mit: Sarah Heemann und Julia Mihály
von: Ole Hübner, Leander Ripchinsky, Niels Wehr