Premiere

WUWEI REKORT LOEW

»verwerte dich - Woyzeck / Woyzeckin«

ein diskursiver Theaterabend mit zwei PerformerInnen

Donnerstag, 26.09.13 20.00 Eur 16/12/10
Freitag,    27.09.13 20.00 Eur 16/12/10
Samstag,    28.09.13 20.00 Eur 16/12/10

Ausgehend von Büchners »Woyzeck« stellt sich 'wuwei rekort loew' die Frage: Was tun Menschen in extremen Situationen, um zu überleben?. Büchners Woyzeck wird zum Gegenstand einer Textperformance. In einer Textcollage verweben sich bruchstückhaft Szenenfolgen aus dem Werk, biographische Notizen, sowie Zitate und Thesen des politischen Gegenwartsdiskurses zu einer Zustandstextur.

Das ästhetische Mittel dieses Theaterabends ist die Überhöhung des "Sozialdramas" in einen Dance Makabre. Auch die Hervorhebung der spezifischen Musikalität der Textvorlagen hin zu einem Stimmengewitter trägt dazu bei, jeglichen Realismus aufzuheben.

Heiner Müller bezeichnet Woyzeck als "offene Wunde", in die jeder stechen zu dürfen glaubt. Aus einer feministischen Perspektive kann Woyzeck­/in als weiblicher Körper, als weibliches Individuum gelesen werden: Woyzeck/in als gesellschaftlich brauchbarer, nützlicher, ausbeutbarer, unmoralischer Körper. Woyzeck/in ist eine individuelle Schmerzzone, ein dramatisch-melancholischer Teil der Gesellschaft, der das patriarchale Machtgefüge stabilisiert, seine ethisch-moralischen Werte zementiert. Woyzeck/in ist nicht nur Opfer, sondern vielmehr Zentrum, alleiniger Bezugspunkt eines sozialen Beziehungsgeflechts, worin die anderen ebenso sehr von ich/ihr abhängen wie er/sie von ihnen. Woyzeck/in ist alleingelassene/r Vater/Mutter, dies wird ihm/ihr in patriarchalem Wertekodex zum Verhängnis. Woyzeck/in hat mehrere Teilzeitjobs, unter anderem stellt sie sich für medizinische Experimente zur Verfügung, Woyzeck/in ist Versuchskaninchen und Untersuchungs -objekt. Das geht letzten Endes nicht gut, weil sie über die dafür notwendigen übermenschlichen Kräfte nie und nimmer verfügen kann.

Das 2011 gegründete Label: WUWEI REKORT LOEW besteht aus der Schauspielerin und Produzentin Angelika Sieburg, der Dramaturgin, Autorin und Kulturpädagogin Heike Kortenkamp und der Regisseurin und Videokünstlerin Sabine Loew. Erste Zusammenarbeiten begannen 2008. Der begonnene Weg wurde mit der Trilogie »Welten Wenden Menschen« in derselben Teamkonstellation in Teil 1, 2 und 3 fortgesetzt.

Regie und Video: Sabine Loew
PerformerInnen: Nicole Horny, Philipp Danzeisen
Dramaturgie, Text: Heike Kortenkamp
Ausstatterin: Cornelia Falkenhan
Musik: Philipp Danzeisen
Foto/Collage: Sabine Loew
Foto/Aufführung: Alexander Paul Englert