Ausblick auf das Paradies
Theatercompanie Tagträumer
»Ausblick auf das Paradies«
Elling-Monolog nach dem gleichnamigen Roman von Ingvar Ambjörsen
Freitag, 05.01.07 20.00 Eur 13/10
Samstag, 06.01.07 20.00 Eur 13/10
»Sie kommen, um mich abzuholen.« Mit diesem Ausruf beginnt und endet das Stück um den merkwürdigen Helden Elling, der mit dem ersten Elling-Roman die Herzen der Leser erobert hat und durch den gleichnamigen Film zum Star geworden ist. Dort tastete er sich mit einem Kumpel ins Leben, frisch aus der Psychiatrie entlassen. Das Stück »Ausblick auf das Paradies« erzählt von der Zeit, bevor er eingeliefert wird.
Elling hat sich das Leben nach dem Tod seiner Mutter ganz gut eingerichtet. Jedoch die Mutter und ihre Moral sitzen tief in ihm fest. Elling ist Gefangener seiner Komplexe, eine groteske und tragische Figur, und derart verklemmt, dass er über alle Körpersekrete in einem Mix aus Faszination und Ekel spricht. Im Zentrum steht seine heimliche Liebe zur norwegischen Politikerin Gro Harlem Brundtland. Er sammelt und archiviert alles, was über sie in der Zeitung steht. Außerdem hat er sich ein teures Fernglas gekauft. So kann er Abend für Abend verfolgen, was sich hinter erleuchteten Fenstern im Hochhaus gegenüber abspielt: Reichlich Stoff für Geschichten, Lebensläufe und ausgedachte Ereignisse.
Zwischen sensiblen und frivolen Stimmungen schwankend mischt er sich in das Leben der Menschen gegenüber ein. Das Fernglas erlaubt ihm einen Blick hinter die Fassaden. Sein detektivischer Instinkt wird geweckt. Er beobachtet, phantasiert, imaginiert Gespräche, beginnt eine alte Frau zu verehren und zu begehren - eine Frau, die seine Mutter sein könnte.
Ellings Phantasien werden immer absurder, seine Spekulationen immer abenteuerlicher, die Realität kommt ihm mehr und mehr abhanden. Zuletzt steht das Sozialamt vor der Tür.
Der »Ausblick auf das Paradies«, das ist die Freiheit, die Elling allein zu Hause nicht leben kann; das ist das Hochhaus, in dem andere Menschen ihren Kampf fechten auf einem schmalen Grat zwischen Normalsein und den tiefen Abgründen ihrer Seelen. In dieser Inszenierung von Veronika Brendel spielt Mike Kess das Muttersöhnchen. Er war auch schon in der Elling-Inszenierung der Mainzer Kammerspiele in der Rolle des kultigen Sonderlings zu sehen.
Zur Premiere im Oktober bei uns schrieb die Presse:
»Ein echtes Theatervergnügen mit zartbitteren Beimischungen.« (FNP)
»Mal sensibel, mal frivol mischt sich Elling in das Leben der anderen ein...Das ist peinlich und lustig und todtraurig...« (FR)
Mit: Mike Kess
Regie und Konzept: Veronika Brendel