Gallus Theater Programm: Gallus Theater mit Die neue Spielzeit - das neue Konzept - das neue Café

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Die neue Spielzeit - das neue Konzept - das neue Café

Kikkerikiiiiii! 

Gallus Theater

»Die neue Spielzeit - das neue Konzept - das neue Café«

Sa.,    09.04.1983 19.30 Uhr

Gallus Theater "Geschichte" - Neues Konzept

Auf Initiative deutscher und ausländischer Studenten und Arbeiter wurde im April 1975 das Gallus Zentrum in einer ehemaligen Autowerkstatt als multinationales Kulturzentrum gegründet. Der Schwerpunkt der Arbeit sollte zum einen darin bestehen, für die Kultur der Arbeitsemigranten in der BRD eine breitere Öffentlichkeit zu interessieren. Gleichzeitig sollte mit der Gründung des Gallus Zentrums ein kulturelles Angebot für die deutschen und ausländischen Bewohner dieses Viertels geschaffen werden, das nach wie vor gegenüber anderen Stadtteilen radikal benachteiligt war und noch immer ist.

Zunächst wurde diese Arbeit tatsächlich von Menschen verschiedener Nationalitäten getragen. Es stellte sich jedoch nach zwei Jahren heraus, daß die unterschiedlichen politischen und kulturellen Interessen der verschiedenen Nationalitäten sich nicht auf die Dauer miteinander vereinbaren ließen.

Eine Gruppe von süditalienischen Jugendlichen aus dem Gallusviertel war am beständigsten an der Arbeit des Zentrums interessiert und beteiligt. 1978 entstand in Zusammenarbeit mit der Hessischen Jugendbildungsstätte Dietzenbach das erste Stück des "Teatro Siciliano's". Diese Gruppe produzierte bis 1980 fünf weitere Stücke über die Probleme und die Geschichte der Arbeitsemigranten. Höhepunkt dieser Entwicklung war eine Italientournee im August 1980. Kurz danach trennte sich die Gruppe I MACAP von der ursprünglichen Gruppe, um zu versuchen, Theater professionell zu betreiben. Mit ihren zwei Stücken "Ende gut -alles gut" und "Holiday mit Ice" haben sie beachtliche Erfolge erzielen können. Das "Teatro Siciliano" besteht weiterhin und hat bisher mit dem Stück "Decamerone" eine sehr erfolgreiche Produktion erarbeitet.

Neben diesen beiden Gruppen existiert nunmehr eine dritte Gruppe: "I Terroni", die mit ihrem Stück "Wo bitte geht's nach Caltanisetta?" einen vielversprechenden Anfang gemacht hat.

Im Februar 1981 ist das Gallus Theater erstmals eröffnet worden. Die ersten Spielzeiten sind fast ausschließlich von hauseigenen Gruppen bestritten worden.

Mit der neuen Spielzeit seit Februar 1983 tritt das Gallus Theater nunmehr mit einem neuen Konzept an die Öffentlichkeit. Angesichts der Tatsache, daß das Gallus Theater nach wie vor nahezu das einzige öffentliche kulturelle Angebot für etwa 80.000 Menschen zwischen dem Hauptbahnhof und Höchst ist, haben wir uns vorgenommen, aus eigener Kraft und ohne Unterstützung durch städtische Gelder ein regelmäßiges attraktives Theaterprogramm anzubieten und präsentieren hiermit einen kompletten Spielplan von April bis Juni 1983. Im Rahmen unseres Sommerprogrammes treten so bekannte und wichtige Gruppen von internationalem Rang wie "La scuola dei Buffoni" (Italien) und "Theatre des Falaises" (Frankreich) auf.

Ziel unseres neuen Theaterkonzeptes ist es, in einem Stadtteil, der von der sogenannten 'Hochkultur' bisher gründlich ignoriert wurde, mit dem Gallus Theater einen Ort zu schaffen, wo es spannendes und interessantes Theater zu sehen gibt.

Mit dem jetzt vorliegenden Spielplan für die Monate April bis Juni 1983 wollen wir demonstrieren, wie wichtig und notwendig eine derartige Spielstätte ist, in einer Stadt, die an anderen Stellen keine Kosten scheut, sich als Förderin und Hüterin kultureller Selbstdarstellung zu präsentieren. Wir hoffen, daß unsere Arbeit und unsere Konzeption eines Theaters im 'unterversorgten' Gallusviertel von unserem Publikum durch eine machtvolle 'Abstimmung durch die Füße' bestätigt und unterstützt wird.

Neben dem Theater wird das Gallus Café eröffnet, das das kulturelle Angebot des Theaters ergänzt. So werden wir in Zusammenarbeit mit dem Kulturkreis der ausländischen Vereine "Die Pinie" regelmäßig Ausstellungen organisieren, die sich mit den Lebensbedingungen des Stadtviertels auseinandersetzen. Darüberhinaus sind Lesungen und Diskussionen geplant.

Als weitere Neuerung des Gallus-Zentrums ist unser Fotolabor zu nennen, in dem wir versuchen wollen, vor allem mit den Jugendlichen des Stadtteils ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen zu dokumentieren.

Ausdruck unseres neuen Konzeptes ist der "Gallus-Gockel".

Wir haben die historisch verbürgte aber eher makabre Herkunft des Namens dieses Stadtteiles -Gallus = Galgenfeld- im Sinne unserer Arbeitsperspektive verändert und uns an die näherliegende Namenserklärung von Gallus (lat.) = Hahn gehalten und uns den Gockel als Markenzeichen und Symbol für unsere Arbeit gewählt, weil er in vielen Beziehungen zu unserer Situation und der Arbeit im Gallus-Zentrum paßt.

Ein kurzer Blick in die Gefilde der Verhaltensforschung zeigt uns, welcher Gewitztheit, Klugheit und Umsicht es bedarf, sich als Hahn (auf dem Hühnerhof) gegen (Hühner und erst recht) seinesgleichen durchzusetzen. Bei aller Mühsal des Kämpfens und der Auseinandersetzung verliert er nie seine stolze Entschlossenheit, trägt unverdrossen sein buntes Gefieder umher und bringt sich stets lautstark zu Gehör, wenn auch nicht immer zur reinen Freude derjenigen, die seine Kräher hören müssen. Darüberhinaus soll daran erinnert werden, daß unsere eigenen Theatergruppen überwiegend aus Italienern bestehen und der Gockel in manigfaltiger Weise an ihr männliches Selbstverständnis erinnern mag und nicht zuletzt ist er eine 'hommage' an den Mitinitiator und langjährigen Mitarbeiter und Regisseuer vom Gallus-Zentrum und Gallus Theater, der noch nach zehn Jahren in der BRD seinen englischen Fußballverein "Tottenham Hotspur" die Treue hält, deren Markenzeichen gleichfalls ein Hahn ist.

K.v.P.